Reallabore für Einsteiger:innen

Nachlese zur Schulung in Dresden

Für rund 60 Personen begann die Reallabor-Konferenz im April 2024 in Dresden mit einer Schulung. Dazu eingeladen hat das Team vom Karlsruher Transformationszentrum für Nachhaltigkeit und Kulturwandel (KAT). Neben Wissensvermittlung standen auch Einblicke in den Reallaboralltag sowie der Austausch mit der Reallabor-Community im Vordergrund. Aufgrund der hohen Nachfrage wurde die Veranstaltung gleich zwei Mal durchgeführt.

Vortrag vom KAT bei der Reallabor-Schulung in Dresden.

Das Format Reallabor ist gefragt. Doch was macht ein Reallabor aus, was sind die wesentlichen Ansätze und wie können Wissenschaft und Gesellschaft gemeinsam experimentieren? Das Karlsruher Transformationszentrum (KAT) kann darauf Antworten geben, denn es blickt mittlerweile auf mehr als zwölf Jahre Reallabor-Praxis zurück. Basierend auf diesen Erfahrungen bot das KAT im Vorfeld der Konferenz „Reallabore – ExperimentierRäume für den Weg in eine nachhaltige Gesellschaft“ in Dresden eine zweistündige Schulung zum Einstieg in die Reallaborarbeit an. Eingeladen waren alle an der Reallaborarbeit interessierten Personen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Kommunen, Unternehmen und Verwaltung.

Die Schulung trug den Titel „Reallabore für Einsteiger:innen“ und wurde von Oliver Parodi, Claudia Schreider, Marius Albiez und Susanne Ober vom KAT geleitet. Zunächst blickte die Schulung auf die grundlegenden Charakteristika von Reallaboren. Hierzu gehören beispielsweise die Einbindung der Zivilgesellschaft und der Anspruch, Reallabore als langfristige Infrastruktur zu betreiben. Daran anknüpfend wurde das Reallabor-Konzept anschaulich erläutert: „Reallabore entstammen der Nachhaltigkeitsforschung. Sie sind experimentell und partizipativ – sie betreiben Wissenschaft für die Gesellschaft, in der Gesellschaft und mit der Gesellschaft. Dabei orientieren sie sich am Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung“, erklärte Oliver Parodi.

Reallabore in der Praxis

Mit dem darauffolgenden Beispiel des Reallabors Quartier Zukunft – Labor Stadt tauchten die Teilnehmenden direkt in die Reallabor-Praxis ein. Seit 2012 erforscht das Reallabor in der Karlsruher Oststadt, wie im Stadtquartier eine Kultur der Nachhaltigkeit entstehen, gefördert und gelebt werden kann. Das Quartier Zukunft gilt somit als eines der ersten institutionalisierten Reallabore in Deutschland. 

Personen bei der Gruppenarbeit sitzen im Freien.

Das KAT gab Einblicke in Zielsetzung, Ansätze und Themenfelder des Reallabors und ging zudem auch auf unterschiedliche Beteiligungsformen ein, die typischer Weise in transdisziplinären Forschungszusammenhänge anzutreffen sind. In Reallaboren werden Experimente als eine Form der Wissensgewinnung genutzt. Ein Beispiel hierfür ist das Realexperiment „Dein BalkonNetz: Energie schafft Gemeinschaft“.

„Wie uns das Feedback der Teilnehmenden zeigt, sind es neben Praxiserfahrungen häufig auch Begriffsklärungen, die für die Reallabor-Neueinsteiger wichtig sind. Oft werden Begriffe wie Living Lab, Reallabor oder Realexperiment nahezu gleichwertig verwendet, obwohl es theoretisch und konzeptionell doch Unterschiede gibt. Wir freuen uns, mit der Schulung auch etwas Klarheit in das Begriffschaos bringen zu können“, resümierte Susanne Ober.

Zusammenkommen – Austauschen – Neue Perspektiven kennenlernen 

Personen sitzen bei der Schulung und sprechen miteinander.

Die Teilnehmenden der Schulung kamen aus Deutschland und dem deutschsprachigen Raum. Der Personen-Kreis war sehr vielfältig, vor Ort waren sowohl Wissenschaftler:innen als auch Praxisakteure mit unterschiedlichen Hintergründen und Erfahrungswerten. Manche Personen sind schon seit vielen Jahren in der Reallaborarbeit tätig, andere schreiben ihre Abschlussarbeit zu Realexperimenten und wieder andere haben bislang wenig Bezug zur Forschung und lernen Reallabore gerade erst kennen. Sie alle hatten gemeinsam, dass sie ihr Wissen über Reallabore vertiefen, sich mit Gleichgesinnten austauschen und vernetzen wollten. 

Im Praxisteil der Schulung kamen die Teilnehmenden in Tandems und Kleingruppen zusammen. In Gesprächen konnten sie ihre Kenntnisse und Praxiserfahrungen miteinander teilen und diskutieren. „Ziel der Schulung ist es auch, dass die Erfahrungen aus den bisherigen Reallaborarbeiten in die Community weitergetragen werden. Wenn es beispielsweise darum geht, Hürden zu überwinden, ist es hilfreich ein gutes Netzwerk zu haben, das Lösungsansätze oder Ratschläge anbieten kann“, so Marius Albiez. Die Schulung öffnete deshalb auch Türen, um neue Personen, Projekte und Debatten kennenzulernen, um auch weiterhin gemeinsam eine nachhaltige Zukunft erforschen und erproben zu können.

Das Netzwerk Reallabore der Nachhaltigkeit bedankt sich beim KAT für die tolle Schulung und freut sich auf das nächste Mal.

Weiterführende Informationen

  • Im Erklärfilm "Was ist ein Reallabor" werden die Charakteristika einer nachhaltigkeitsorientieren Reallaborforschung veranschaulicht
  • Das Format „Reallabor“ kurz und knapp im Überblick:
    Parodi O.; Steglich, A. (2021): Reallabor. In: Handbuch Transdisziplinäre Didaktik. Hg.: T. Schmohl. transcript, S. 255–265
  • Parodi, O.; Steglich, A.; Bylund, J. (Englisch, 2023): Real-world Lab. In: Handbook Transdisciplinary Learning. Eds.: Philipp, T.; Schmohl, T. transcript, p. 287–296
  • GAIA-Schwerpunktheft:
    Schäpke N. et al. (Hg.): Impacts of Real-world Labs in Sustainability Transformations. GAIA Special Issue. S1/2024